Der erste Monat des Jahres heißt bei uns Jänner, sonst im deutschen Sprachraum Januar. Warum das so ist, war lange Zeit ein Rätsel. Natürlich muss es mit der Geschichte des Wortes etwas zu tun haben.
Im Mittelhochdeutschen hieß der Monat Jenner. Das war eine Entlehnung aus vulgärlateinisch (mensis) ienuarius, nach dem Gott Janus, Gott der Tore und des Anfangs - bekannt als ein Gott mit zwei Gesichtern, die in die entgegengesetzte Richtungen schauen. (Vulgärlatein ist das gesprochene Latein im Unterschied zum klassischen, literarischen Latein. Es ist Ausgangspunkt der romanischen Einzelsprachen.)
Jänner war bis zum Ende des 18. Jahrhunderts im gesamten deutschen Sprachraum die gängige Form. Nur in der Gelehrtensprache war das klassisch-lateinische Januarius in Gebrauch. Es hatte ein a in der ersten Silbe des Wortes, das Vulgärlatein ein e.
Januarius wurde zunächst auf Januari verkürzt (vgl. englisch January). Dann ging die lateinische Endung zur Gänze verloren, wodurch der Januar entstand, allerdings nur in der Gelehrtensprache.
Wie kam es dazu, dass im Norden des Sprachraums der Januar den Jänner verdrängt hat?
An der Wende zum 19. Jahrhundert hat die Gelehrtenform Januar die Oberhand behalten. Der Wechsel von Jänner auf Januar vollzog sich innerhalb weniger Jahrzehnte.
Der Germanist Hermann Scheuringer hat dies in einem wissenschaftlichen Beitrag auf den Niedergang der Hansestaaten zurückgeführt. Dadurch verlor auch das Norddeutsche an Bedeutung, gleichzeitig stieg im Norden die Bereitschaft, sprachliche Neuerungen anzunehmen.
Der katholische und konservative Süden Deutschlands leistete eine Zeitlang Widerstand, die Bayern ließen sich zunächst den Jänner nicht madig machen.
Königgrätz als Wendepunkt
Erst nach der österreichischen Niederlage bei Königgrätz im Jahr 1866 und der anschließenden deutschen Reichsgründung im Jahr 1871 hat sich Bayern dem norddeutschen Januar angeschlossen. Damit war die sprachliche Einheit Deutschlands, was den ersten Monat des Jahres anlangt, wiederhergestellt.
In Österreich hielt man in einer Art Gegenbewegung am Jänner fest. Es war eine Form der sprachlichen Selbstbehauptung - wenn schon die militärische und die politische nicht gelungen waren, den Jänner lassen wir uns nicht nehmen! So ist der Jänner bis zum heutigen Tag die amtliche Form in Österreich geblieben, sie wird von den Behörden, aber auch von vielen österreichischen Großunternehmen gebraucht.
Feber ist eine Analogiebildung zu Jänner
Der Name des zweiten Monats des Jahres ist entlehnt aus lateinisch (mensis) februarius, eigentlich der Reinigungsmonat, weil in der zweiten Monatshälfte die Reinigungs- und Sühneopfer für die Lebenden und die Toten abgehalten wurden.
Er war der letzte Monat des altrömischen Kalenders, daher auch die von den anderen Monaten abweichende Dauer. Ein Schaltjahr wirkt sich auf diesen Monat aus, nicht auf den Dezember, was zu erwarten wäre.
Feber ist eine Analogiebildung zu Jänner, dem Feber fehlt also die historische Wurzel. Das ist der Grund, warum Feber recht selten verwendet wird.
Wir brauchen uns also für den Jänner nicht zu genieren und können ungeniert Februar sagen.
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