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AutorenbildRobert Sedlaczek

Warum der Weihnachtsmann Probleme macht und der Adventkalender kein "s" haben darf

Da ich einige Anfragen zu diesem Thema bekommen habe ("Heißt es jetzt Adventkalender oder Adventskalender?"), möchte ich die Sache klären.


Vielen ist es wahrscheinlich aufgefallen: Wenn der Kalender mit den kleinen Fensterln aus Deutschland daherkommt, steht Adventskalender drauf, ein in Österreich hergestelltes Produkt nennt sich Adventkalender. 


Das Fugen-s ist also in diesem Fall eine Art Herkunftsbezeichnung. Eigentlich recht praktisch, aber von der EU noch nicht kodifiziert.


Im österreichischen Sprachgebrauch heißt es auch Adventkranz, Adventlied, Adventmarkt, Adventsingen, Adventsonntag, Adventzeit etc., alles ohne s. Wenn es um religiöse Themen geht, hört sich der Spaß auf, in diesen Fällen ist der österreichische Sprachgebrauch unangefochten. 


Bei mir stellen sich aber auch dann die Haare auf, wenn ich an Weihnachten höre oder lese. Ich möchte schreien: "Zu Weihnachten, zu Weihnachten!" 


In diesem Fall ist die Sache komplizierter, ich bitte euch um volle Konzentration.

Das "Variantenwörterbuch des Deutschen" beschreibt die Sprachgewohnheiten und Sprachgrenzen so:


o Weihnachten wird im deutschen Sprachraum meistens ohne Artikel, selten mit Artikel verwendet.

 

o Mit Artikel oder attributivem Adjektiv ist Weihnachten in Österreich, in der Schweiz und in Süddeutschland ein Pluralwort: Die nächsten Weihnachten werden (!) leider nicht weiß sein. In Nord- und Mitteldeutschland ist Weihnachten ein Singularwort im Neutrum - obwohl es wie ein Plural aussieht: Ein Weihnachten, das (!) alle Menschen besinnlich stimmt.


o Ohne Artikel oder ohne attributives Adjektiv ist Weihnachten ein Singularwort und auf diese Weise im gesamten deutschen Sprachraum gängig: Weihnachten ist (!) schön.


o Weihnachten wird in der Schweiz und in Süddeutschland mit "an" verbunden, anderswo mit "zu", wobei sich "zu" im gesamten deutschen Sprachraum allmählich durchsetzt: Dieses Mal sind wir zu Weihnachten auf Urlaub.


Somit wünsche ich euch fröhliche Weihnachten (und nicht fröhliche Weihnacht). Möge es euch zu Weihnachten (und nicht an Weihnachten) sowie im Neuen Jahr gut gehen, und mögen alle Wünsche und Sehnsüchte, die ihr habt, in Erfüllung gehen.


P. S. Eine Bitte noch: Besucht den Christkindlmarkt (beim Rathaus), nicht irgendwelche Weihnachtsmärkte, stellt einen Christbaum auf, keinen Weihnachtsbaum. Schließlich bringt bei uns noch immer das Christkind die Geschenke, nicht der Weihnachtsmann. Auch aus Gründen der Genderkorrektheit ist der Weihnachtsmann problematisch. Gefordert wäre im Plural eine Doppelform (Weihnachtsfrauen und Weihnachtsmänner) bzw. eine genderneutrale Bezeichnung (Weihnachtsleute). Es kann doch nicht sein, dass nur Männer die Geschenke bringen und "ho, ho, ho" rufen!


P. P. S. Ist euch schon aufgefallen, dass der Ausdruck Christkindl auch für "Weihnachtsgeschenk" steht? In diesem Sinne wünsche ich euch ein schönes Christkindl, eines, das ihr nicht am 27. Dezember zum Umtauschen bringen müsst.

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